„Mit Sabine Fischmann ehrt die Stadt eine Pianistin, Schauspielerin, Sängerin, Komponistin und Dozentin, die über Jahrzehnte das kulturelle Leben in Frankfurt nachdrücklich geprägt und ein begeistertes Publikum gefunden hat. Sie bewegt sich virtuos zwischen allen Musikepochen und -stilen. Sucht dort nach künstlerischem Gehalt und neuen Ausdrucksformen – antiautoritär, aber nie respektlos agiert sie zwischen den Genres. Insofern ist Sabine Fischmann ein ganzer Kosmos, selbst alleine auf der Bühne ist sie große Oper. Augenzwinkernd und gebrochen ist ihre Kunst trotzdem authentisch und gewaltig. Das zusammenzubringen, schaffen auf der Bühne nur wenig.”
So Ina Hartwig im August 2022 bei der Bekanntgabe der Verkündung der Entscheidung der Stadt Frankfurt, Sabine Fischmann mit der Goetheplakette 2022 zu ehren.
Bei der Verleihung der Plakette im Kaisersaal des Römers begrüßte Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg im Namen der Stadt Frankfurt die Gäste. Maja Wolff hielt die Laudatio.
Stadt ehrt Schauspielerin und Sängerin für kulturelles Wirken und soziales Engagement Die Stadt Frankfurt hat am Donnerstag die Pianistin, Sängerin und Schauspielerin Sabine Fischmann im Kaisersaal des Römers mit der Goethe-Plakette ausgezeichnet. „Sie hat mit ihrer Energie, ihrem Talent und ihrer Schaffenskraft Frankfurt auf so viele Weisen bereichert“, lobte Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg. Dabei hob sie auch die sozialen und soziokulturellen Projekte der Künstlerin hervor. So hat Fischmann etwa Schuberts Winterreise mit Texten von Geflüchteten inszeniert.
Die Goethe-Plakette zählt zu den angesehensten Auszeichnungen der Stadt. Sie wird maximal zweimal im Jahr vergeben an Personen des kulturellen Lebens, die durch ihr schöpferisches Wirken einer dem Andenken Goethes gewidmeten Ehrung würdig sind.
Sabine Fischmann kam 1974 in München zur Welt. 1994 zog sie fürs Studium von Klavier- und Kammermusik nach Frankfurt. Später folgte ein Aufbaustudium für Gesang und Darstellendes Spiel, das sie mit Auszeichnung abschloss.
Seither singt, schauspielert und musiziert sich Fischmann fröhlich durchs Land. Seit 2011 ist sie zudem Dozentin für Sprecherziehung und szenische Darstellung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt.
Quellenangabe: sky, Darmstadt vom 09.12.2022, Seite 36
Ich wurde 1974 in München geboren. Mit 5 Jahren bekam ich Klavier und Ballettunterricht, ich besuchte das musische Christian-Ernst-Gymnasium in Erlangen, wo ich 1994 Abitur machte.
Während meiner Schulzeit spielte ich in verschiedenen Kammermusikensembles, nahm an vielen Wettbewerben und Konzertreisen teil und fuhr regelmäßig nach Frankfurt zu Prof. Joachim Volkmann an die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, bei dem ich 1994 offiziell mein Klavierstudium begann.
Während meines Studiums arbeitete ich am Schauspiel Frankfurt als Pianistin, Korrepetitorin und musikalische Leiterin. Ich gründete zusammen mit 3 Kommiliton*innen das „Ensemble Apart“, wir spielten Dada Szenen, sangen eigene Arrangements von Chansons und wir hatten großen Spaß und regelmässige Auftritte. Daneben spielte ich in verschiedenen Kammermusik Ensembles und war Pianistin u.a. von Ulrike Neradt, Anton Le Goff, dem Trio Kujon und Jo van Nelsen.
1997 bekam ich eine fokale Dystonie in der rechten Hand. Es tat nicht weh, aber es ging auch nicht weg. Ich hatte so viele Konzerte, aber keinerlei Kontrolle mehr über meine Hand, das war wirklich schrecklich. Gleichzeitig sah ich es aber auch als Möglichkeit, meine Rolle als Pianistin zu hinterfragen und mich mehr der szenischen Darstellung und dem Gesang zu widmen. 1998 schloss ich mein Klavierstudium ab, ich versuchte trotz meiner Dystonie mit Freude zu spielen, aber mir war klar, daß das Klavier und ich eine Pause voneinander brauchten. Ich wusste damals noch nicht, daß viele klassische Musiker ein solches Problem haben, ich dachte, mit mir stimmt was nicht, es war keine leichte Zeit.
Und dann kam eines Tages der Rektor der Hochschule auf mich zu und bot mir ein extra für mich geschaffenes Studium, bestehend aus klassischem und Chanson Gesang, Schauspiel und Sprechunterricht, an, welches ich dann 2 Jahre lang absolvieren durfte. Was für ein Geschenk! Ich habe erst viele Jahre später gemerkt, wie toll und außergewöhnlich das war. Ich schloss dieses Studium mit meinem ersten Solo Programm ab, einem Abend über die Liebe und andere Grausamkeiten. Meine Abschlussprüfung war wie eine große Party, ein Saal voller positiver Energie, durchgehend Spaß am Spiel, standing ovations, eine Auszeichnung, ein Stipendium des Rotary Clubs, eine Hymne in der Zeitung und eine Agentur. Das absolute Gegenteil zu meiner Klavier-Abschlussprüfung mit einer nicht funktionierenden rechten Hand.
Es folgten weitere Solo Programme, ich spielte verschiedene Rollen in Musicals und Theaterstücken und begann als freischaffende Sängerin und Schauspielerin zu arbeiten. Ich begann eine Zusammenarbeit mit der Regisseurin Birgitta Linde, die mir beibrachte, daß nichts unmöglich ist und daß bei einem Problem der Spaß erst anfängt. Sie besetzte mich u.a. mit der Rolle der Clara Schumann. Als diese musste ich klassische Klavierliteratur spielen. Und interessanterweise funktionierte das und so konnte ich wieder Klavier spielen.
Ich lernte Anne Bärenz und Frank Wolff kennen und spielte mit ihnen ab 2000 im „Neuen Frankfurter Schulorchester“ wo ich auch Ali Neander kennen lernte. „Liebenslänglich“ war mein erstes Programm mit eigenen Texten, es wurde von HR, SWR, WDR, NDR in Funk und Fernsehen aufgezeichnet und u.a. für den Prix Pantheon nominiert. Ein Verlag bot mir eine regelmäßige Zusammenarbeit an, ich hatte zwischenzeitlich 4 Agenturen und so viele Auftritte, daß ich irgendwann gar nicht mehr wusste, wo ich gerade war. Als ich eines Tages auf der Bühne einschlief, wusste ich: Jetzt ist es zu viel.
2006 lernte ich Michael Quast kennen. Wir brachten zusammen „Don Giovanni a trois“ heraus und wurden damit u.a. zu den Salzburger Festspielen und in das Piccolo Teatro de Milano eingeladen. Seit dieser Zeit sind wir ein Duo und es folgten „Die Fledermaus a trois“ (Premiere: Mousonturm Frankfurt) „Carmen a trois“ (Premiere: Oper Frankfurt) „Im weißen Rössl a trois“ (Premiere: Staatsoperette Dresden) „Hoffmanns Erzählungen“ (Premiere: Oper Frankfurt) Struwwelpeter mit dem Ensemble Modern (Premiere: Volksbühne Frankfurt)
Parallel dazu gründete ich 2006 mit meinem langjährigen Pianisten Markus Neumeyer und meinen Schauspiel und Gesangs Professoren Till Krabbe und Berthold Possemeyer das „Holzhausenquartett“ bei dem ich auf Tills Vorschlag hin zum ersten Mal Regie führte (bei der Produktion „Die Fromme Helene“ Premiere: Rheingau Musik Festival). Es folgten die Produktionen „Sommernachtstraum“ „Was ihr wollt“ „Viel Lärm um nichts“ von Shakespeare und 2021 Goethes Faust als Kammermusical mit eigenen Texten. Till Krabbe war es auch, der mich 2011 an die Hochschule holte, als Dozentin für Szene.
Seit dieser Zeit arbeite ich auch als Regisseurin. Ich inszenierte die Kinder-Opern „Pinnocchio“ und „Till Eulenspiegel“ (jeweils mit der kleinen Oper Bad Homburg) und ich schrieb und inszenierte die Kindermusicals „Viva Musik“ und „Happy Horses“. Meinen Wunsch nach Soziokulturellen Projekten erfüllte ich mir mit einer Inszenierung von Schuberts Winterreise in Verbindung mit Texten von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen in der Landesakademie Ochsenhausen. Es folgte die Stadtteiloper „Sehnsucht nach Isfahan“ und das Projekt“ Planet Sossenheim“, sowie „Bad Vilbel-das Musical“ mit den Bürger*innen der Stadt Bad Vilbel und „Frauen-Liebe-Leben“ ein Crossover Projekt auf der Basis des Schumannschen Liederzyklus. Mein Song „Du bist ok“ wurde zum Schulsong der Henri-Dunant-Grundschule gewählt, was mich sehr glücklich macht. Ich begann mit verschiedenen Schule zusammen zu arbeiten und gründetet 2018 zusammen mit Alix Puhl das Projekt „singyourlife“ von, für und mit Frankfurter Jugendlichen.
Corona hat mich natürlich, wie uns alle, auf allen Ebenen sehr getroffen. Es ist ein schreckliches Gefühl, wenn das, was einen ausmacht, plötzlich die Bedrohung ist. Ich erinnere mich an den ersten Live Stream: Ich hab mich kaum getraut, ins Mikro zu singen, weil es vorher in der Hand des Technikers war. Im ersten „live“ Konzert (ein Mini Open Air vor ein paar Menschen) habe ich nur Klavier und Melodika gespielt, weil ich dachte „singen ist zu gefährlich“. Wir haben sehr viel gedreht, gestreamt und Fensterkonzerte gegeben. Die live Shows vor ein paar Menschen waren allerdings immer ganz besonders schön, obwohl oder vielleicht gerade weil plötzlich alles anders war. Vor Corona fragten wir: „Sind wir ausverkauft? Wird das Stück verlängert?“ Seit Corona habe ich das Bedürfnis, mich bei jedem Zuschauer und jeder Zuschauerin zu bedanken, daß sie ins Theater gekommen sind.2022 wurde mir die Goetheplakette der Stadt Frankfurt verliehen. Was für eine Überraschung! Ich hätte wirklich nicht damit gerechnet, ich habe mich sehr gefreut und es motiviert mich, meine Kunst auf allen Ebenen weiter zu leben und weiter zu geben.
Im September 2022 hatte ich Premiere mit einer eigenen Fassung des Kreisler Musicals „Lola Blau“ mit O-Tönen der Frankfurter Zeitzeuginnen Aviva Goldschmidt und Eva Szepesi. Ein Abend gegen das Vergessen. Dieses Stück soll regelmäßig im Frankfurter Holzhausenschlösschen, sowie in Schulen und in verschiedenen Theatern gespielt werden. Ich habe noch nie so viele tief berührte Briefe und Nachrichten bekommen, wie nach diesen Abenden. Eine unglaublich schöne Erfahrung! Momentan arbeite ich an dem Projekt „Wunschautomat“ u.a. mit Intensivklassen in Grundschulen. Daneben spiele ich an der Volksbühne Frankfurt mit Michael Quast und 2023 wird es ein feministisches Wutsolo geben, für das ich gerade Schlagzeug lerne.
Die Verbindung der Genres, das Crossover zwischen Klassik, Jazz und Pop, zwischen Schauspiel und Gesang, zwischen Sozial und Kulturprojekten und zwischen selbst auf der Bühne stehen, unterrichten und Regie führen, ist „mein Ding“ und ich bin sehr glücklich, daß ich das beruflich machen darf.
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